Vom Lob zur Kritik

Medien wenden sich gegen J.D. Vance

J.D. Vances Buch Hillbilly Elegy wurde einst von den Medien als tiefgründige und aufschlussreiche Memoiren gefeiert, die einen Einblick in die Probleme der weißen Arbeiterklasse in den USA boten.

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J.D. Vances Buch Hillbilly Elegy wurde einst von den Medien als tiefgründige und aufschlussreiche Memoiren gefeiert, die einen Einblick in die Probleme der weißen Arbeiterklasse in den USA boten. Medien wie The Atlantic, NPR und The New York Times lobten das Buch für seine lebendige Darstellung von Vances Aufwachsen und seinen Erfolg trotz schwieriger Umstände. Doch die Haltung der Medien gegenüber Vance hat sich drastisch verändert, seit er sich mit dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump verbündet und die Nominierung zum republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten angenommen hat. Dieser Wandel hat die gleichen Medien, die einst seine Geschichte feierten, zu intensiver Kritik und Untersuchung veranlasst. Das berichtet das CompactMag.

Als Vance Hillbilly Elegy veröffentlichte, fand seine kritische Auseinandersetzung mit den kulturellen Problemen in den Gemeinden des Rostgürtels sowohl bei konservativen als auch liberalen Lesern Anklang. Seine Bereitschaft, die Neigung seiner Gemeinschaft, auf wirtschaftliche Widrigkeiten schlecht zu reagieren, zu kritisieren, wurde als mutige Anerkennung der persönlichen Verantwortung gesehen. Diese Erzählung passte gut zu neokonservativen Werten und sprach gleichzeitig Progressiven an, die sie als Reflexion des meritokratischen Ethos betrachteten, das suggeriert, dass individuelle Entscheidungen wesentlich zum eigenen Schicksal beitragen.

Diese Akzeptanz hing jedoch von Vances früherer Haltung als »Never Trumper« ab. Seine politische Ausrichtung auf Trump scheint der Auslöser für die Wende der Medien gewesen zu sein. Wie Batya Ungar-Sargon feststellt: »Jetzt, da Vance Donald Trump umarmt und sich seinem Ticket angeschlossen hat, können die Medien nicht mehr all das vergeben, was sie in Vances Orange Man Bad-Phase so großzügig verziehen haben.«

Die Kritik der Medien geht über Vances politische Zugehörigkeit hinaus und erstreckt sich auf Vergleiche mit Persönlichkeiten wie Kamala Harris. Während Harris’ Aufwachsen oft durch eine Linse der Vielfalt und Leistung dargestellt wird, war Vances Kindheit von wirtschaftlicher Not und familiärer Instabilität geprägt. Solche krassen Gegensätze heben die Komplexität der sogenannten »weißen Privilegien«-Erzählung hervor und stellen ihre Anwendung in Fällen wie Vances in Frage. Die Gegenüberstellung ihrer Hintergründe dient dazu, einfache Narrative über Privilegien und Erfolg zu hinterfragen.

Vances Transformation vom gefeierten Autor zur kontroversen politischen Figur wird durch seine persönliche und ideologische Entwicklung unterstrichen. Nach seiner Konversion zum Katholizismus hat sich Vances Weltanschauung von einem meritokratischen Individualismus zu einem eher gemeinschaftlichen und gnadenbasierten Ansatz gewandelt. Diese Veränderung spiegelt sich in seinen Handlungen und politischen Entscheidungen als US-Senator wider, wo er die Interessen der Arbeiterklasse vertritt und nach parteiübergreifenden Lösungen zur Verbesserung des Lebens amerikanischer Familien sucht.

Diese Perspektivenänderung ist den Medien nicht entgangen, die Vances jeden Schritt und Kommentar nun genau unter die Lupe nehmen. Ungar-Sargon weist darauf hin: »Seit er die Nominierung seiner Partei zum Vizepräsidenten angenommen hat, haben die Medien immer mehr Vergehen ausgegraben – seine Spotify-Liste! seine Venmo-Freunde! seine Bemerkungen über Katzenliebhaber! – um ihn für seinen Lauf mit Trump zu bestrafen.« Solche intensive Prüfung illustriert den breiteren Widerstand der Medien gegen Figuren wie Vance, die den Status quo in Frage stellen.

Die wahre Kluft: Eliten vs. Arbeiterklasse

Die Kritik, der Vance ausgesetzt ist, ist ein Sinnbild für eine tiefere Spaltung innerhalb der amerikanischen Gesellschaft. Wie Ungar-Sargon vorschlägt, liegt der eigentliche Konflikt nicht zwischen politisch links und rechts, sondern zwischen den Eliten beider Seiten und der Arbeiterklasse. Vances Bündnis mit Trump und seine Fürsprache für die Interessen der Arbeiterklasse positionieren ihn in den Augen der Medien als »Klassenverräter«. Seine Abkehr von der Erzählung, die die Arbeiterklasse für ihre Kämpfe verantwortlich macht, hat ihn von den akademischen Eliten, die ihn zuvor unterstützten, entfremdet.

Trotz der unablässigen Kritik der Medien bleibt Vance ein Symbol für Widerstandsfähigkeit und Hoffnung für viele Amerikaner. Sein Aufstieg von einer schwierigen Kindheit zu einer prominenten politischen Position ist ein Beweis für seine Beharrlichkeit und sein Engagement für seine Werte. Während die Medien weiterhin jeden seiner Schritte hinterfragen, dient Vances Geschichte als Erinnerung an die Komplexität der amerikanischen Erfahrung und den unermüdlichen Geist derjenigen, die darum kämpfen, Widrigkeiten zu überwinden.

Angesichts der Medienscrutiny unterstreicht Vances Aufstieg in der politischen Arena die anhaltende Spannung zwischen traditionellen Mediennarrativen und der sich entwickelnden politischen Landschaft. Ob gefeiert oder kritisiert, Vances Einfluss auf die amerikanische Politik und sein Einsatz für die Arbeiterklasse werden weiterhin Debatten und Diskussionen entfachen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Diese Veränderung spiegelt sich in seinen Handlungen und politischen Entscheidungen als US-Senator wider, wo er die Interessen der Arbeiterklasse vertritt und nach parteiübergreifenden Lösungen zur Verbesserung des Lebens amerikanischer Familien sucht.“ ...

Was in den Augen der westl. Obrigkeit etwa auch den anno 84 geborenen James David „J. D.“ Vance
zum gnadenlosen Nazi macht???

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