Kommt bald die Exkommunikation?

Bischof warnt Katholiken vor AfD-Mitgliedschaft

Im Kampf gegen Rechts haben herrschende Politiker in Bischof Heiner Koch den treuesten Mitstreiter. Katholiken mit AfD-Mitgliedschaft passen für Herrn Bischof nicht in die Kirche und schon gar nicht in ein kirchliches Ehrenamt.

Foto: Screenshot YouTube/TVBerlin
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[Siehe hierzu auch Freie-Welt-Bericht HIER]

Als Beispiel nannte Koch den Fraktionschef der AfD im Brandenburger Landtag, Hans-Christoph Berndt. Der ausgebildete Facharzt ist bekennender Katholik. Man müsse nur die öffentlichen Aussagen von Herrn Bernd lesen, dann wäre klar, dass diese nicht mit unserer christlichen Botschaft vereinbar sind, befindet Koch laut Welt-Presseartikel. Trotzdem wolle Koch mit AfD-nahen Christen das Gespräch suchen. Das einzig zulässige Ergebnis eines solchen Gesprächs gibt der Bischof jedoch vor: »Ich hoffe noch immer, dass ihm [gemeint ist Hans-Christoph Bernd, Anm. der Redaktion] das auch klar wird und er zu entsprechenden Einsichten kommt.«

Vollkommen ratlos macht Koch die Sachlage, daß eine Partei, die die »Demokratie in Frage stellt“, Ausländer und Flüchtlinge nicht akzeptiere und überhaupt rechtsextreme Positionen vertreten, daß sich eine solche Partei vehement für den Lebensschutz ausspricht. Bischof Koch erklärt sich das mit dem absurden Argument, daß seine Kirche und die AfD nicht denselben Lebensschutz verträten. Gegen Abtreibung zu sein, verenge die Partei nämlich nur auf deutsche Frauen, die katholische Kirche schließe Menschen aller Nationalitäten ein. Wirklich?

So sei auf ein Papier verwiesen, das das Berliner Bistum anlässlich einer Fachtagung für katholische Sexualpädagogen herausgab. Es ist mit persönlichen Grußwort Heiner Kochs ausgestattet. In dem Dokument heißt es wörtlich: »Auch Mädchen unter 18 Jahren haben grundsätzlich die Möglichkeit, eine Schwangerschaft in den ersten zwölf Wochen straffrei abbrechen zu können. (…) Egal wie sich Milena entscheidet: Sie kann sich beraten lassen und hat das Recht auf psychologische Unterstützung.« Als empörte Lebensschützer gegen Bischof Koch protestieren, wiegelte das Bistum ab mit dem sattsam bekannten Argument der Missverständlichkeit [siehe Bericht »Freie Welt« HIER].

Ein Gastbeitrag der Initiative Christenschutz

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Teil 2

Die katholische Kirche wurde als rückständig und staatsgefährlich verdächtigt. Ihre Lehräußerungen wurden verunglimpft, der päpstliche Syllabus von 1864 wurde als Kriegserklärung gegen die moderne Kultur bezeichnet. Die Dogmatisierung der päpstlichen Unfehlbarkeit auf dem Ersten Vatikanischen Konzil wurde als eine Verschlechterung, ja eine Verschiebung, eine unerträgliche Verschiebung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche beklagt. Der Ultramontanismus, d.h. also die Anhänglichkeit an das Papsttum jenseits der Berge, jenseits der Alpen, der Ultramontanismus wurde als Bedrohung für das evangelische Kaisertum und das Reich angesehen. Der Reichskanzler Bismarck brach den Kulturkampf vom Zaune gegen die katholische Kirche und gegen die katholische Bevölkerung. Die parlamentarische Vertretung der Katholiken, die Zentrumspartei, wurde als Reichsfreien bezeichnet von Bismarck.
Eine neue Phase der Diffamierung, meine lieben Freunde, der Zurücksetzung, der Verdächtigung des katholischen Vollsteilst setzte ein mit der Regierung von Adolf Hitler. Das nationalsozialistische Regime führte einen heimtückischen Kampf gegen den christlichen Glauben, vorwiegend aber gegen die katholische Kirche. Der Protestantismus wurde geschont, sogar begünstigt. Man sah im Protestantismus einen Bundesgenossen gegen den Katholizismus. Es war die Regierung Hitler, die eine protestantische Reichskirche schuf. Es war die Regierung Hitler, die den beiden Städten Eisleben und Wittenberg den Zusatz machte: Lutherstadt. So heißen sie noch heute: Lutherstadt Wittenberg, Lutherstadt Eisleben. Katholiken, Freimaurer und Juden wurden unter die überstaatlichen Mächte eingereiht, die angeblich das Reich bedrohten. Die Katholiken wurden als Verbündete des jüdischen Feindes bezeichnet. Die katholische Bevölkerung stand unter Generalverdacht. Praktizierende gläubige Katholiken galten als unzuverlässige Staatsbürger; man schloss sie aus von der Beförderung, von der Einstellung, von höheren Positionen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die katholischen Christen in merkwürdiger Verkehrung als Kollaborateure des Systems bezeichnet, also als solche, die sich dem Nationalsozialismus angedient hatten. Man verwies auf den Abschluss des Reichskonkordats und auf die weiterbestehenden diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. Der protestantische Schriftsteller Rolf Hochhuth stellte Pius XII. als den „verächtlichtesten aller Päpste“ hin, er habe sich als Täter und schweigenden Zuschauer der Judenverfolgungen zumindest der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht. Sein Schauspiel „Der Stellvertreter“ wurde an zahllosen Bühnen in Deutschland und außerhalb Deutschlands aufgeführt, zur Freude aller Katholikenfeinde. Seit Ende des vorigen Jahrhunderts häufen sich die Vorwürfe, die Katholiken seien Antisemiten gewesen, also grundsätzliche Jugendfreunde. Vor allen Dingen der protestantische Autor Olaf Blaschke verbreitet diese Mär. Die Vorwürfe heben sich ja gegenseitig auf. Wenn die Nazis sagen, die Katholiken sind Jugendfreunde, und die militanten Protestanten sagen, die Katholiken sind Judenfeinde, das hebt sich ja gegenseitig auf.
Alle die angedeuteten und viele andere Bezichtigungen und Beschuldigungen, Anklagen, Vorwürfe und Verdächtigungen sind entweder haltlos, also Verleumdungen, oder Verunglimpfungen und Diffamierungen, die man auf das rechte Maß zurückführen kann. Wir wollen hören, was der Apostel Petrus in seiner heutigen Epistel den Christen rät, wenn sie verdächtigt, verleumdet, verfolgt werden. Petrus meint, die Menschen, welche die Christen verleumden, sind häufig „unwissende, törichte Menschen“. Das stimmt. Es fehlt ihnen an zuverlässigen Kenntnissen über das Leben und den Wandel der katholischen Christen, sie sprechen nach, was ihnen andere vorgesagt haben, Gedankenlosigkeit und Nachahmungstrieb erklären zahllose Gehässigkeiten und Vorurteile gegen die katholischen Christen. Meine Mutter hatte eine protestantische Freundin. Und diese sagte eines Tages zu ihr: „Bei uns (bei den Protestanten) sagt man, die Katholiken seien falsch.“ Unwissenheit und Dummheit bedienen die Abneigung gegen katholische Christen. Gibt es, meine lieben Freunde, Mittel, um der Wahrheit zur Anerkennung zu verhelfen? Doch, es gibt solche Mittel. Einmal müssen wir den unwissenden und törichten Menschen zu Hilfe kommen durch Aufklärung. In Wort und Schrift müssen wir uns gegen die Vorwürfe wehren. Es gibt ein ausgebreitetes Schriftgut aus katholischer Hand, das gegen diese Vorwürfe sich mit überzeugenden Gegendarstellungen wendet. Ich erinnere z.B. an das Schriftgut des Kaplans Ulrich Filler, das ich Ihnen sehr empfehle. Dann darf man auch nicht davor zurückscheuen, das Recht anzurufen, um der Wahrheit eine Gasse zu bahnen. Das staatliche Strafrecht gibt uns in den Paragraphen über Verleumdung und üble Nachrede Waffen in die Hand, um die Ehre und das Ansehen unseres Glaubens, unserer Kirche zu schützen. Petrus gibt dann ein weiteres Mittel an, das nach seiner Zuversicht das Urteil der Menschen über die Christen umwandeln kann. Er rät den unter Anprangerung stehenden Christen: „Führt einen ehrbaren Wandel unter den Heiden, damit die, welche euch als Übeltäter verleumden, eure guten Werke sehen und Gott preisen am Tage der Heimsuchung. Das ist der Wille Gottes, dass ihr durch einen guten Wandel unwissende, törichte Menschen zum Schweigen bringt.“ Petrus war optimistisch. Er meinte, das lautere Leben der Christen sei geeignet, die unsachlichen und ungerechten Vorwürfe gegen sie aufhören zu lassen. Die Erfahrungen der Geschichte erweisen, dass diese Erwartung häufig nicht zutrifft. Die andauernde Abneigung gegen die katholischen Christen nährt die immer wiederholte Verdächtigung und Schmähung; längst widerlegte, überholte Beschuldigungen werden unaufhörlich aufgerollt. Sie werden durch den lauteren Wandel der katholischen Christen nicht zum Schweigen gebracht. Petrus hat das auch begriffen. Er hatte zwar die Hoffnung, dass die tugendhaften Christen unbehelligt bleiben würden, aber er fragte: „Wer kann euch schädigen, wenn ihr Eiferer des Guten werdet?“ Ja, wer kann euch schädigen, wenn man sich richtig verhält? Die staatlichen Gesetze beichtet, die Tugenden übt, wer kann euch schaden? Petrus weiß, dass das Gegenteil der Fall ist. „Selbst wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leidet, seid ihr selig.“ Also er rechnet damit, dass man selbst, wenn man alle Gebote und Gesetze erfüllt, auch dann noch beschuldigt wird. „Es ist besser“, sagt er, „dass ihr, wenn es der Wille Gottes ist, für gute Werke leidet als für schlechte.“ Petrus hat also begriffen, dass selbst ein einwandfreier Lebenswandel nicht vor Bezichtigungen und Schmähungen schützt.
Es bleibt unsere Aufgabe, meine lieben Freunde, die Folgerung aus diesen übersichtlich ausgebreiteten Tatsachen und den Mahnungen des Apostels Petrus zu ziehen. Erstens: Wir dürfen uns durch Verdächtigungen und Verleumdungen, durch Schmähungen und Verunglimpfungen nicht zu einem ähnlichen Verhalten gegen unsere Feinde herausfordern lassen, wir müssen sachlich und gerecht bleiben. „Vergeltet nicht Böses mit Bösem“, mahnt Petrus, „noch Schmährede mit Schmährede.“ Zweitens: Wir dürfen uns in dem ehrbaren Wandel nicht beirren las-sen. Wir katholischen Christen müssen uns auszeichnen durch Sittenreinheit und Tugend. Wir müssen wahr machen, was der Apostel Paulus an die Philipper schrieb: „Was immer wahr, was ehrwürdig, was gerecht, was lauter, was angenehm, was wohllautend ist, was irgendwelche Tugend ist, darauf seid bedacht.“ Wir müssen uns bemühen, ohne Makel und Tadel zu leben, als Gotteskinder ohne Schuld und Fehl inmitten eines bösen und verkehrten Geschlechtes leuchten wie Sterne im Weltall. Drittens: Wir katholischen Christen müssen hervorragen durch Pflichtbewusstsein und Gewissenhaftigkeit in unserer Berufsarbeit. Wir müssen uns auszeichnen durch Leistung und Korrektheit, durch Disziplin und Zucht. Unser Streben muss dahingehen, Gott zu gefallen und den Menschen zu nützen. Ich denke immer daran, wie mir einmal ein biederer Handwerksmeister sagte: „Wir machen jede Arbeit so, als wäre sie für uns selbst.“ Unsere berufliche Tätigkeit muss einwandfrei, ja vorbildlich sein. Viertens: Dennoch sind wir gegen Unrecht, das uns angetan wird, nicht gefeit. Wenn die Wogen der Anfeindung über uns zusammenschlagen, müssen wir uns an die Mahnung des Hebräerbriefes erinnern: „Freuet euch, dass ihr an den Leiden Jesu Christi teilnehmen könnt, damit ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit euch freuen könnt. Wenn ihr um des Namens Christi willen beschimpft werdet, seid ihr selig, weil der Geist der Herrlichkeit dann in euch wohnt.“
Amen.

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Unter dem Predigtthema „Durch einen ehrbaren Wandel törichte Menschen zum Schweigen bringen“ hat Prälat Prof. Dr. Georg May am 7. Mai 2017 in der Morgenmesse in Budenheim/Mainz auf die ständigen Verunglimpfungen der römisch-katholischen Kirche durch ihre Feinde seit ihrer Gründung zum Pfingstfest im Jahr 30 n. Chr. reagiert:
„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Geliebte im Herrn!
Der Apostel Petrus spricht in der Epistel, die ich eben verlesen habe, davon, dass die christliche Gemeinde als Übeltäter verunglimpft werde. Es ist eine Tatsache: Die Christen litten von Anfang an unter Verkennung und Verleumdung. Wie sollte es anders sein bei den Anhängern des Herrn, von dem die Juden auf dem Laubhüttenfest sagten: „Er verführt das Volk.“ Weil die Christen dem Staatskult fernblieben, weil sie einem bildlosen Gottesglauben huldigten, bezichtigte man sie des Atheismus und aller Schlechtigkeiten. Weil sie die vaterländischen Götter missachteten, machte man die Christen verantwortlich für die öffentlichen Unglücksfälle: Pest, Überschwemmung, Hungersnot, Barbareneinfälle; an allem waren die Christen schuld. Das Abendmahl wurde in grässlicher Verkennung als Schlachten und Verzehr von Kindern ausgegeben, als Gelegenheit zur Verübung von Blutschande. Man warf ihnen Aberglauben, Zauberei, Sonnenanbetung und Eselskult vor. Der römische Schriftsteller Tacitus unterstellte den Christen in seinen Analen einen verderblichen Aberglauben. Er sprach von Schandtaten und bezichtigte sie des Hasses gegen das Menschengeschlecht. Die Zeit der Verfolgungen ging vorüber. Aber nicht vorüber gingen die Anklagen gegen die Christen. Die Christenheit war lange Zeit herrschende Religion in Europa, aber dabei blieb es nicht. Im 16. Jahrhundert stand ein abgefallener Augustinermönch auf und riss viele Länder entweder ganz oder teilweise in seinen Abfall hinein. Er arbeitete mit Agitation und Demagogie, verbreitete mündlich und schriftlich die schärfsten und ärgsten Anklagen und die schlimmsten Vorwürfe gegen die Kirche, die er verlassen hatte. Die Papstkirche, sagt Luther, ist von Christus abgefallen, sie treibt Unzucht mit dem Teufel. Die katholische Kirche ist das Reich des Antichristen. Dem Papsttum kündigte er den Tod an: „Mein Tod wird deine Pest sein.“ Mit wilder Entschlossenheit fiel Luther über die katholischen Christen her. Er gab ihnen nicht den eigenen Namen, sondern er nannte sie „Papisten“, als ob das Papsttum der Inhalt ihrer Religion wäre. „Die Papisten kümmern sich weder um die Gebote noch um die Verheißungen Gottes“, schreibt er wörtlich. „Die Papisten können weder recht beten noch sich sittlich betätigen, weil sie keinen Glauben haben. Die Katholiken sind verstockt; wider ihr Gewissen und wider ihre bessere Einsicht gehen sie nicht zum Luthertum über. Sie sind teuflischer Natur.“ Der katholische Gottesdienst muss, nach Luther, mit Gewalt ausgerottet werden, denn er ist öffentliche Gotteslästerung. Die katholischen Christen wollte er heimatlos machen: Sie müssen ausgewiesen werden. Ich kenne keine einzige Veröffentlichung unter den wissenschaftlichen Arbeiten, keine einzige, in der einmal untersucht wird, wie viele katholische Christen aus protestantischen Ländern zur Zeit der Reformation ihre Heimat verlassen mussten. Die Papisten sind, nach Luther, ärgere Feinde Deutschlands als die Türken.
Was Luther an ungerechten Vorwürfen gegen die katholische Kirche und ihre Anhänger angehäuft hat, daran hat man sich in der folgenden Zeit gehalten. Die Katholiken galten als minderwertig, man schaute auf sie mit Geringschätzung, man hielt sie möglichst von allen höheren Stellen fern, sie waren die Heloten in Deutschland, die Heloten, also die Sklaven. Von Luthers Schriften nähren sich heute noch Millionen unserer Mitbürger. Werden sie die dort angehäuften Vorwürfe übernehmen? Oder wird vielleicht unterschwellig ihr Verhalten von diesen Vorwürfen geleitet? Im 19. Jahrhundert taucht ein neuer Vorwurf gegen die katholischen Christen auf. Sie seien national unzuverlässig, sie seien keine rechten Deutschen. Getrieben zwischen Preußen und Österreich, 1866, unterstellte man den schlesischen Katholiken Neigung zu Österreich. Dafür fehlt jeder Beweis, aber selbst wenn es bewiesen werden könnte, hätte man es verstehen müssen, denn die schlesischen Katholiken wurden von den Preußen unterdrückt. Während des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 warf man den deutschen Katholiken vor, mit Frankreich zu sympathisieren. Der Patriotismus der deutschen Katholiken wurde angezweifelt. Mein Urgroßvater kehrte todkrank aus diesem Kriege zurück. Bei der Belagerung von Paris hatte er sich die tödliche Krankheit geholt.
Teil 2 folgt!

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Nachtrag des 21 Fragenkomplexes

21. Schlussendlich zwei vorweihnachtliche Fragen zum Geburtsortproblem Bethlehem, die nicht mit Begriffen aus der Märchen- und Sagenwelt beantwortet sein wollen:
Warum konnte das Herrschaftsgebiet des Königs Herodes wie eine kaiserliche Provinz behandelt und mit einem kaiserlichen Steuerformular in einen kaiserlichen Census zur Feststellung der Grund- und Ertragssteuer einbezogen werden? Warum waren für die Verteilung der Steuerbüros im Königreich des Herodes nicht wie bei Babatha geographische Überlegungen maßgebend, die sich aus der Lage des Grundbesitzes ergaben, sondern das gentilizische Prinzip der Sippenzugehörigkeit, so dass sich Maria und Josef aus dem Hause Davids zur Aufzeichnung in die 148 km entfernte Stadt ihrer Herkunft begeben mussten?
Diese einundzwanzig Fragenkomplexe sind unter der Bedingung einer an protestantischen Schreibtischen interessensgesteuerten, deistisch-scheinlogisch erschlossenen Spätdatierung nicht beantwortbar. Doch die Fragen zur Entstehung der neutestamentlichen Schriften brauchen nicht unbeantwortet bleiben. Vielmehr sind sie unter der Bedingung der Frühda-ierung und der Annahme einer komplex-vernetzten Verschriftung in den Jahren zwischen 43 und 68 n.Chr. beantwortbar, denn sie halten auch durch ihren jüdisch-theologischen Hintergrund die notwendigen Informationen bereit. Noch einmal: Vor allem die vier Evangelien fallen durch einen messianisch-jüdischen Bezugsrahmen auf, der nur unter den religionspolitischen Bedingungen in Israel vor der Zerstörung des Tempels 70 n.Chr. denkbar ist. Aber er wäre undenkbar nach der Katastrophe der Tempelzerstörung in einer weitgehend zerstörten Stadt, ohne Tempelkult mit seinem ganzjährigen Festkalender, ohne die mehr als einer Million Kriegsopfer, ohne die in alle Winde zerstreute jüdische Restbevölkerung mit Rückkehrverbot und ohne die Millionen von gesetzestreuen Pilgern, die alljährlich zu den Tempelfesten geströmt waren, die aber nach 70 von den Römern durch Betretungsverbote abgehalten wurden.

Zum Ergebnis der Richtigkeit der apostolischen Frühdatierung kommt auch der jüdisch- messianische Bibellehrer Dr. Arnold G. Fruchtenbaum in seinem Buch "Das Leben des Messias. Zentrale Ereignisse aus jüdischer Perspektive" das 2018 in 10. Auflage erschienen ist. In seinen 22 übergreifend behandelten Textstellen aus den Evangelien weist Dr. Fruchtenbaum zum Beispiel im Prolog des Johannes-Evangeliums das Vorhandensein von sechs Wahrheiten aus der rabbinischen Memra-Theologie sowie weiterer rabbinischer Theologie im Hintergrund der synoptischen Evangelien nach. Damit wird dem Leser ein Bezugsrahmen der Zeit vor dem Jüdischen Krieg mit dem noch intakten Hintergrund der jüdischen Gesellschaft zu Lebzeiten Jesu, ihrer Kultur und Theologie ihrer religiösen Führer aus dem Pharisäertum vermittelt. Ein solcher Befund ist unter Annahme einer Verschriftung der vier Evangelien erst nach der Tempelzerstörung 70 undenkbar.

Ergänzend zu den Ausführungen von Dr. Fruchtenbaum möchte ich auf die Textstelle 8,19.20 im Johannesevangelium hinweisen, welche dessen Verschriftung vor der Tempelzerstörung voraussetzt. In der Szene geht es um das Selbstzeugnis Jesu vor den Pharisäern, das mit dem Wort Jesu endet: "Weder kennt ihr mich noch meinen Vater; wenn ihr mich kenntet, auch meinen Vater kenntet ihr. Diese Worte redete er beim Schatzkasten, lehrend im Heiligtum; und keiner ergriff ihn, weil noch nicht gekommen war seine Stunde" (Münchner Neues Testament). Man könnte natürlich einwenden, ein historisch bewanderter Redaktor hätte um 100 die Textstelle gekonnt orts- und zeitgerecht gestaltet, um sich pseudepigraphisch als Autor zu empfehlen. Doch welchen Leser oder Hörer hätte der Ortsvermerk ohne Hinweis auf die inzwischen erfolgte Zerstörung des Tempels interessiert, zumal das Betreten des Tempelplateaus Juden bereits verboten war. Nein, der Tempel musste noch gestanden haben, als der Autor des Johannesevangeliums den Schatzkasten erwähnt, andernfalls wäre seine Bemerkung sinnlos gewesen.
Und ein weiteres: Nur ein Augenzeuge konnte wissen, dass zu Zeiten Jesu der Tempelvorplatz noch nicht mit Platten belegt war, so dass man unterhalb der vierzehn Stufen vom anstehenden Fels losgetretene Steine zum Steinigen aufsammeln konnte, allerdings mit Zeitverzögerung, die Jesus zum Verbergen reichte. Zweimal ist er so einer Steinigung entkommen (Joh 8,59; 10,31.39). Im Jahr 62 zum Martyrium des Herrenbruders Jakobus, des Leiters der Jerusalemer Gemeinde, war es bereits anders. Da war der Tempelplatz bereits komplett mit Steinplatten belegt, so dass keine Steine zum Steinigen mehr herumlagen. Daher wurde Jakobus von der Tempelmauer gestürzt, an deren Fuß gesteinigt und mit einer Keule erschlagen. Auch Paulus musste zu Pfingsten 57 von der wütenden Menge erst aus dem Heiligtum gezerrt werden, bevor man sich daran machen konnte, ihn zu steinigen. An ein spontanes Steinigen auf der Tempelplatte war nicht mehr zu denken (Apg 21, 30). Es wäre schon seltsam, hätte es irgendwo an den Küsten des Mittelmeeres noch um 100 jemanden gegeben, der um die Steinigungsmöglichkeiten zum Pascha 30 auf der Südseite des Tempelplateaus Bescheid gewusst hätte. Nein! Das Evangelium nach Johannes ist vor der Tempelzerstörung 70 n.Chr. verschriftet worden und damit sind es auch die synoptischen Evangelien, denn diese werden vom Johannesevangelium vorausgesetzt. Solcher Textstellen gibt es nicht wenige. Weitere findet man etwa bei John A T. Robinson, Priority! Damit kann meines Erachtens die evangelisch-lutherische Hypothese von der Spätdatierung von 20 der 27 Schriften des Neuen Testaments, samt aller falschen Ableitungen und Rückschlüsse, wie der Zweiquellen-Theorie mit ihrer ominösen Quelle Q und der durch diese Hypothese angeregten absurden Ergebnissen der protestantischen Leben-Jesu-Forschung samt aller katholischen Reformphantasien nicht mehr aufrecht erhalten werden! Das heißt: Der Synodale Weg führt in die falsche Richtung: Die vier von der Kirche tradierten Evangelisten und alle anderen Verfasser der kanonisierten Schriften sind keine anonymen Personen aus später, nachapostolischer Zeit, sondern Zeitgenossen Jesu aus seinem apostolischen und familiären Umfeld, die wenige Jahre nach Tod und Auferstehung Jesu gemäß Seinem Auftrag begannen, von Seinen Worten und Taten schriftlich Zeugnis abzulegen, als Botschaft von der Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus, der Mensch geworden und in die Geschichte eingetreten ist, um vom wahren Wesen seines göttlichen Vaters zum Heil der ganzen Schöpfung Kunde zu bringen .Das bedeutet: Der Synodale Weg ist des Teufels und sofort für beendet zu erklären!

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Meine Schlussfragen:

1.Warum findet sich angesichts einer im Römerreich hochentwickelten Brief- und Reisekultur zur historisch-kritisch postulierten Existenz von späten, nachapostolischen, anonym gebliebenen Gemeindetheologen, den angeblichen Verfassern der Evangelien, der Apostelgeschichte, der Briefe und damit 2/3 aller kanonisierten Schriften des Neuen Testaments nicht der Hauch einer Spur? Nirgendwo findet sich zu den Autoren hinter den angeblichen Pseudepigraphen Matthäus, Markus, Lukas und Johannes die kleinste Notiz, auch nicht zu den sechzehn restlichen Anonymen, die jenseits des Briefeschreibers Paulus existiert haben müssten? Wie konnte in der fraglichen Zeit zwischen 70 und 100 die Kenntnis der tatsächlichen Namen der angeblich unabhängig voneinander arbeitenden Verfasser der Evangelien an vier unterschiedlichen Orten fast gleichzeitig unbekannt bleiben?


2.Warum treten die Evangelien im Gegensatz zu den historischen Berichten des Alten Testaments und den meisten späteren apokryphen Texten stofflich und sprachlich so reduziert in Erscheinung? Aus der germanischen Literatur weiß man, dass sich Stoffkerne, wie das Sigurdlied aus den Island-Sagas, quantitativ eher ausdehnen, je länger sie in unterschiedlichen Sippschaften mündlich und schriftlich unterwegs sind. Eine spätere, literarisch ambitionierte Verschriftung wie das Nibelungenlied stellt eine erhebliche Stofferweiterung des Sigurdliedes dar. Wäre dies nicht auch bei spät entstandenen Evangelien zu erwarten? Warum ist dies bei den kanonisierten Evangelien nicht der Fall? Joh 21,25 entschuldigt zwar diesen unerwarteten Sachverhalt ohne nähere Begründung. Doch ist nicht Zeitmangel herauszuhören? Warum stellt das viergestaltige Evangelium – bei allen Differenzierungen im Detail – im Sprachduktus und in der theologischen Substanz dennoch eine die Zeiten überdauernde relativ knappe, aber geschlossene Einheit dar? Wenn nach der Tempelzerstörung (70) noch reichlich mündliche Überlieferungen über Jesus kursiert wären, warum sind die apokryphen Evangelien dieser Zeit um so vieles fantastischer, ausufernder und „menschlicher“ im Vergleich zum kanonisierten viergestaltigen Evangelium?



3.Wie konnten zwischen 70 und 100 die tatsächlichen Namen der Evangelienverfasser an vier unterschiedlichen Orten fast gleichzeitig unbekannt bleiben? Warum ist kein einziger jener anonymen Gemeindetheologen in keiner einzigen frühkirchlichen Gemeinde des römischen Reiches im 1. Jahrhundert als Sammler, Abschreiber, Überformer, Dazuerfinder, Auswähler und Kritiker von fluviatilen Jesusstoffen bekannt geworden? Warum hat sich keiner der anonymen Autoren geoutet und den Ruhm eines antiken Schriftstellers für sich beanspruchen wollen? Warum geht es in den altkirchlichen Nachrichten über die Verschriftung der Evangelien nie um zufällig von Mund zu Mund, von Lebenssitz zu Lebenssitz herumgeisternde literarische Kleinformen, nie um Fragmente von Erzähleinheiten und Episoden, Wunderge-schichten, Gleichnissen, Märchen, Mythen und Legenden, nicht um pointierte Einzel-wörter, Lehrsätze, nicht um Bilder, Symbole, Metaphern, nicht um Texthäppchen mit zungenbrechenden griechischen Namen, also nie um irgendwelche sprachlichen Atome und Moleküle, vielmehr geht es immer und überall um die vollständigen Evangelien-texte, die ab 75 n. Chr. in Gottesdiensten von geschichtlich nachgewiesenen Personen ohne Änderungsbedürfnisse im Gebrauch sind.



4.Warum gibt es nirgendwo in der frühkirchlichen Literatur gegen Ende des 1. Jahrhunderts einen Nachweis darüber, was sich historisch-kritische Exegeten seit dem 19. Jahrhundert über die Entstehung der Evangelien zusammengereimt haben? Warum haben die angeblich in anonymen Theologenzirkeln zwischen 70 und 100 kompilierten und mythologisierten Evangelientexte keinerlei internen Streit ausgelöst, wie unter Theologen üblich? Warum gibt es keine zeitgenössische öffentliche Reaktion, weder von christlichen noch von heidnischen Schriftstellern oder Philosophen auf das neue Schriftgut? Der Christengegner Celsus hätte sicher eine solche völlig gesichts- und geschichtslose Entstehung der Evangelientexte aufs Korn genommen, wenn diese den Christen nicht schon vor 70 bekannt gewesen wären. Die apostolischen Väter Clemens von Rom (ca. 40 – 101), Ignatius von Antiochien (ca. 40 – 107), Polykarp von Smyrna (69 – 155), Papias von Hierapolis (ca. 60 – 140) hätten doch etwas von deren real existierenden „Sitzen im Leben“ wissen und vom reichen Strom mündlich herumwabernder Kleinformen mit Jesusstoffen merken müssen, der sich auch ihnen angeboten hätte, um wenigstens häufig zitiert oder gar gesammelt, geordnet, alttestamentlich ergänzt, mythisch erweitert, kollektiv diskutiert, betrügerisch historisiert zu werden, um endlich der Öffentlichkeit als Evangelien usw. präsentiert werden zu können? Warum findet sich nicht die geringste Spur von jenem angeblichen Reichtum an herumflatternden Stoffen und Stöffchen in den Briefen von Ignatius von Antiochien und Polykarp von Smyrna.



5.Warum lässt sich keiner der historisch nachgewiesenen frühen Kirchenschriftsteller, deren Lebenswurzeln bis in die zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts zurückreichen und sich mit den ausklingenden Lebenszeiten der überlebenden Jünger und Familienmitglieder Jesu berühren, zum Nachweis für postapostolisch existente Autoren neutestamentlicher Schriften in den Zeugenstand rufen, obwohl deren Verschriftungen von 20 der 27 neutestamentlichen Texte noch zum Teil zu Lebzeiten der Zeugen stattgefunden hätten. Der Apostel Johannes und der eine oder andere Überlebende unter den Aposteln und aus der Familie Jesu wären noch Zeitgenossen dieser unbekannten, unabhängig voneinander agierenden, anonym gebliebenen Bibelfälscher gewesen.



6.Warum sind die „Pseudepigraphen“ Matthäus, Markus, Lukas und Johannes von den zeitgenössischen und späteren Christen nicht als Anonyme in Frage gestellt worden? Die unbekannten Gemeindetheologen hätten unter diesen Pseudonymen vergeblich versucht, ihre Anonymität gegenüber allen noch lebenden Zeitzeugen Jesu, welche die genannten Apostel und Apostelmitarbeiter noch persönlich gekannt hatten, zu wahren. Sie wären in beständiger Gefahr gewesen, aufzufliegen und öffentlich gebrandmarkt zu werden. Nein, ihre Anmaßung wäre in den Gemeinden nicht zu verbergen gewesen. Aber es gab in Wahrheit nichts zu verbergen, denn diese späten anonymen Autoren hat es nie gegeben.



7.Warum hat keiner der zwischen 70 und 100 in den Christengemeinden existierenden Ortsbischöfe die überraschend aufgetretene viergestaltige Verschriftung der einen „Guten Nachricht“ in den Evangelien, sowie die Apostelgeschichte und die Gemeindebriefe freudig begrüßt, gewürdigt und die Vorzüge von Schriftlichem gegenüber unordentlich mündlich vagabundierenden Jesusüberlieferungen gerade für den Gottesdienst gebührend hervorgehoben? Warum hat sich niemand über deren reichlich verspätetes Auftauchen gewundert, wo doch Zeit genug gewesen wäre, ausführlicher zu berichten und auf das Geschriebene etwas mehr sprachliche Sorgfalt zu verwenden? Hätte man sich in den christlichen Gemeinden am Ende des 1.Jahrhunderts nicht fragen müssen, warum die Evangelien, wenn sie tatsächlich von den überlieferten Aposteln und Apostelmitarbeiter stammten, nicht schon zu deren Lebzeiten, d.h. Jahrzehnte früher aufgetaucht sind? Wie kommen „moderne“ Bibelforscher dazu, den frühkirchlichen Christen zuzutrauen, auf den Schwindel mit den getürkten Verfassernamen hereingefallen zu sein. Welchen Sinn hätte es für die Anonymi gehabt, sich hinter der Autorenschaft der Apostelmitarbeiter Markus und Lukas zu verstecken, die nach 70 keine literarischen Autoritäten gewesen wären, wenn sie vor 70 nichts geschrieben gehabt hätten.



8.Wer hat die angeblich einander unbekannten, in weit voneinander entfernt liegenden Orten schreibenden „Evangelisten“ dazu verpflichtet, Einstieg und Abschluss ihrer Evangelien gleich zu gestalten, die gleiche mittlere Zeitspanne im Leben Jesu auszusparen und ansonsten die Evangelienstoffe vergleichbar zu ordnen? Warum berichtet keines der Evangelien über die unbekannten Jahre Jesu, über die es nach den Spätdatierern auch mündliches Material gegeben haben müsste? Wenn die Texte unabhängig voneinander entstanden sein sollen, hätte doch wenigstens einer einen erkennbaren Versuch zu einer biographischen Ergänzung des Lebens Jesu in der zwanzigjährigen Zeitspanne zwischen dem Jahr 6 des Auftritts des 12-jährigen Jesus im Tempel und dem Jahr 26/27 des Auftritts Johannes des Täufers am Jordan und des Dienstantritts von Pontius Pilatus als Präfekt in Judäa anstellen können. Wie kommt es, dass man über diese Lebenszeit Jesu übereinstimmend kein Wort verliert? Oder anders gefragt: Warum stimmen die vier einander unbekannten, anonymen Gemeindetheologen“ ausgerechnet darin überein, über diese „verborgenen Jahre“ Jesu zu schweigen? Weil die Jesusüberlieferung ausgerechnet für die Jahre 6 bis 26 versiegt war, diese „Gemeindetheologen“ der Jahre zwischen 70 und 100 kein entsprechendes Material anzubieten hatten, ausgerechnet in einer Zeitspanne, in der eine angeblich vielschichtige und weitverzweigte mündliche Tradition von echtem und erdichtetem Jesusmaterial Hochkonjunktur hatte? Damit wird die Sache der Spätdatierer noch rätselhafter, denn in dieser angeblich unkoordinierten Phase der mündlichen Überlieferung hätten zumindest apokryphe Ergänzungen oder wenigstens redaktionelle Mutmaßungen über Jesu nichtöffentlicher Zeit in die Texte einfließen müssen. Warum kam man in der historisch-kritischen Exegese nicht zur Erkenntnis, dass das einheitliche gemeinsame Schweigen über die „verborgenen Jahre“ Jesu kein Zufall gewesen sein konnte. Es setzt einen einheitlichen Willen der vier Evangelisten und damit eine entsprechend bewusste Regie oder aber eine abschließend einheitliche Redaktion voraus, wie sie nur eine herausragende Autorität hätte wagen dürfen, denn den Juden ist das Schriftwort nicht frei verfügbar, sondern heilig.



9.Jüdische Streitgespräche werden auf der Basis von Geschriebenem geführt. Das Beispiel Paulus zeigt es. Eine Jesus-Mission unter den Juden ohne verlässliche Schriften als Grundlage musste gerade für einen Eiferer wie ihn, der noch dazu kein Jünger Jesu und damit kein Ohren- und Augenzeuge des historischen Jesus von Nazareth gewesen war, kaum möglich gewesen sein. Das hat er schmerzhaft erfahren müssen. Wie oft ist er aus den Synagogen geprügelt worden? Seinem gesprochenen Wort wurde nicht getraut. Daher nahm er den Evangelisten Lukas in seine Dienste und begann in Briefen mitzuteilen, was er zu sagen hatte. Mit dem ersten Brief an die Thessalonicher (50) beginnt er mit der Niederschrift seiner theologischen Erkenntnisse und Einsichten. Zwölf Jahre lang schreibt er Brief um Brief, um vor allem seine Lehre von der Rechtfertigung zu verteidigen und die von ihm besuchten, noch unsicheren Gemeinden und seine Mitarbeiter in den Zeiten seiner Abwesenheit im Glauben zu stärken und zu fördern.



10.Und diesem Briefeschreiber Paulus sollten die Jünger Jesu, die tatsächlichen Augen- und Ohrenzeugen des Geschehens ihren Herrn untätig gewähren lassen und gegen dessen Anweisung ihrerseits kein schriftliches Zeugnis abgelegt haben? Noch dazu, wenn dieser Paulus zur Gerechtwerdung vor Gott für jüdische Ohren Abweichendes predigte? Konnten da die Jünger Jesu, allen voran Petrus, Johannes und der Herrenbruder Jakobus, die von Paulus anerkannten Säulen der Jerusalemer Urgemeinde, tatenlos zugesehen haben? Hätten sie das Zeugnis über ihren gekreuzigten und auferstandenen Herrn späten hellenisierten Gemeindetheologen zur Verschriftung überlassen haben, unbekannten Leuten, die keine Augenzeugen gewesen wären und damit nach mosaischem Recht gar kein Zeugnis über Jesus Christus hätten abgeben dürfen?



11.Wie durfte es anderseits der Schriftgelehrte und Ex-Pharisäer Paulus wagen, unter den Augen der apostolischen Zeugen ohne verfügbare Textgrundlage theologische Briefe an christliche Gemeinden schreiben, obwohl er Jesus nicht gefolgt war? Doch nur, weil er seine Theologie nicht nur in seiner persönlichen Berufungserfahrung verankert wusste. Nicht umsonst hat er von seiner Bekehrung vor Damaskus bis zu seinem ersten öffentlichen Auftreten in Antiochia zehn Jahre verstreichen lassen. Hat es danach nicht nochmals fast zehn Jahre gedauert, bis er seine ersten beiden Briefe an die Thessalonicher (51/52) richtete. Worauf hatte er gewartet? Von einer unsicheren, fluktuierenden, mündlichen Tradition hätte sich Paulus sicher nicht beeindrucken lassen. Hat er nicht noch im Galaterbrief (54) der anfänglich lediglich mündlich erfolgten Belehrung und missionarischen Einweisung durch Petrus, Johannes Zebedäus und Jakobus nur begrenzten Wert beigemessen? Warum ändern sich gewisse Stilmerkmale und Inhalte seiner Briefe nach dem Römerbrief (57), so dass liberale Exegeten bei den meisten der Gefangenenbriefe seine Verfasserschaft bestreiten können? Konnten nicht die mittlerweile vorliegenden synoptischen Evangelien und die Vermutung entsprechender Textkenntnisse bei seinen Adressaten eine Rolle gespielt haben? Tritt seine im Galaterbrief erstmals formulierte Rechtfertigungslehre in den späteren Briefen nicht auch deshalb zurück, weil er im fertigen Matthäusevangelium seine Abwertung der Werke des Gesetzes durch Jesus nicht bestätigt fand, vielmehr im Brief des Herrenbruders Jakobus an die zwölf Stämme in der Diaspora die Gute-Werke-Theologie Jesu und damit Widersprechendes zum Galaterbrief zur Kenntnis nehmen musste? Könnte daher nicht eine Form von Arbeitsteilung vorliegen, wenn dieser Paulus für manche Bibelforschern am historischen Jesus nicht sonderlich interessiert zu sein erscheint.



12.Warum sind die „späten“, „unechten“ Pseudo-Paulinen nach Inhalt und Sprache nur unwesentlich verschieden von den „echten“ Paulusbriefen? In welchen Paulusgemeinden gab es zwischen 80 und 100 noch qualifizierte Paulusimitatoren, die Paulusbriefe so gut erfinden konnten, dass die Sprachdifferenz zum „echten“ Paulus nur 5% beträgt? Wer sollte solche Fälschungen in Auftrag gegeben, wer Unbekannte autorisiert haben, wo doch jeder Christ wusste, dass Paulus bereits Jahrzehnte tot war. Warum ist der Schwindel nicht gleich aufgeflogen? Das gilt genauso für die spätdatierten katholischen Briefe. Als sie auftauchten, musste sich jeder Christ um die Jahrhundertwende fragen: Wer hat die Briefe so lange unter Verschluss gehalten, wenn sie doch aus der Feder von Petrus, Paulus, Jakobus, Johannes und Judas stammten? Wer hat nach welchen Kriterien die Briefe zur apostolischen Zeit gesammelt, bewertet und – welch Unsinn – geheim gehalten, anstatt sie zu verschicken, entsprechend der allgemein öffentlichen hellenistischen Briefkultur, von der Eusebius berichtet: „Damals lebten mehrere gelehrte Kirchenmänner. Briefe, welche sie einander geschrieben haben, sind noch jetzt vorhanden und leicht zu erhalten. Dieselben sind heute noch in der Bibliothek zu Äilia aufbewahrt, welche von dem damals dort regierenden Bischof Alexander gegründet worden war und aus welcher wir das Material für vorliegende Arbeit sammeln konnten“ (Haeuser, S.295; H.E. VI 20,1). Um 200 geht es zwischen den Kirchenmännern um den häufigen Austausch authentischer Briefe, hundertfünfzig Jahre früher dürfte das nicht anders gewesen sein



13.Warum enthalten jene 20 der 27 Schriften nach Jahrzehnten wilder Überlieferung nichts Häretisches, worüber Hegesippus hätte klagen und Bedenkliches berichten müssen. Eusebius referiert über ihn: „In seinem Bericht über die erwähnten Zeiten fügt Hegesippus jener Erzählung noch bei, dass die Kirche bis dahin eine reine, unbefleckte Jungfrau geblieben sei; denn die, welche die gesunde Lehre der Heilspredigt zu untergraben suchten, hielten sich damals, wenn es schon solche gab, wohl noch in Finsternis versteckt und verborgen. Als der heilige Chor der Apostel auf verschiedene Weise sein Ende gefunden hatte, und jenes Geschlecht, welches gewürdigt worden war, der göttlichen Wahrheit zu lauschen, abgetreten war, erhob sich zum ersten Mal der gottlose Irrtum durch den Trug der Irrlehrer. Diese wagten nun, da keiner der Apostel mehr am Leben war, mit frecher Stirne der Lehre der Wahrheit eine falsche sogenannte Gnosis entgegenzusetzen“ (Haeuser, S.183; H.E. III 32,8). Häretisches hätte man sicher gefunden, wenn die neutestamentlichen Schriften unter jenen späten, nachapostolischen Bedingungen entstanden wären, wie sie liberale Theologen aus ideologischen Gründen postulieren. Clemens Romanus, der Mitarbeiter von Paulus, der in seinen letzten Jahren auf den Stuhl Petri die Möglichkeit und Macht gehabt hätte, häretisches Schrifttum auszumerzen, hatte nicht die geringste Veranlassung einzuschreiten. Kein Wunder, denn in Rom hatte er für seinen Brief an die schismatischen Korinther, den er als Paulusschüler im Auftrag der Gemeinde Roms unmittelbar nach der neronischen Verfolgung verfasst hatte, an kanonischen Texten das Matthäus- und Lukasevangelium, fast alle Briefe und die Apostelgeschichte zur Verfügung.



14.Warum haben die angeblichen späten anonymen christlichen Gemeindeschreiber, die von Jesu Distanz zur Tempelfrömmigkeit wussten, wie etwa der judenchristliche Pseudo-Verfasser des Matthäus-Evangeliums, aus der Tempelzerstörung nach 70 kein missionarisches Kapital geschlagen? Zumindest in den spät datierten Pseudo-Briefen hätte ein Hauch von Genugtuung über das „göttliche Strafgericht über Jerusalem“ für die Kreuzigung Jesu spürbar werden müssen. Doch nirgendwo im kanonisierten Schrifttum – mit Ausnahme der Geheimen Offenbarung – wird auf das für Juden und Christen so einschneidende historische Faktum der Tempelzerstörung aus christlicher Sicht eingegangen. Nur in der Geheimen Offenbarung des Johannes werden in der Darstellung des „himmlischen Jerusalems“ wie durch eine Folie die historischen Realitäten des verlorenen irdischen Jerusalems aus nicht allzu großer zeitlicher Distanz sichtbar.



15.Warum kann Eusebius, dessen ausgewiesene Absicht es gewesen ist, von jenen zu berichten, die selbst schriftstellerisch tätig gewesen sind, „was sie zu den Schriften sagen, die biblisch und anerkannt sind, und jenen, die es nicht sind“ (HE III, 3), mit Ausnahme des Hebräerbriefes und der Geheimen Offenbarung keine Verfasserzweifel an den kanonischen Texten des NT hegen, obwohl Fragen nach der Echtheit auftauchender Texte durchaus gestellt worden sind? Wenn Evangelien ungeklärter Herkunft erst so spät verfügbar gewesen wären, warum ist von keinem der hochrangigen kirchlichen Amtsträger, Theologen und Philosophen wie Clemens von Rom, Ignatius von Antiochien, Hegesippus, Polykarp von Smyrna, Irenäus von Lyon, Tertullian, Julius Africanus, Klemens von Alexandrien, Heraklas von Alexandrien, Origenes, Hippolyt von Rom, Cyprian von Rom, Victorinus von Pettau, Hieronymus und vor allem Eusebius selbst um der Wahrheit Willen der Impuls ausgegangen, die Herkunft der Evangelien zu erforschen und offenzulegen? Nichts dergleichen ist geschehen. Es gab vor allem um die überlieferten Verfasserschaften der Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, also um die tatsächliche apostolische Herkunft der Evangelien und anderen neutestamentlichen Schriften nirgends die geringsten Zweifel und damit keinen Bedarf, solche zu klären. Auch Spätdatierer müssten doch erwarten, dass schon Papias von Hierapolis, Irenäus von Lyon, Klemens von Alexandrien, Origenes oder spätestens Hieronymus eine nichtapostolische Entstehung der Evangelien erkannt und als unhistorisch, rein apologetisch abqualifiziert hätten, wie man es sich selbst aus der Distanz von 1700 Jahren bis heute erlaubt. Warum kann Eusebius in der Rückschau auf die altkirchlichen Schriften seiner Vorgänger deren Notizen zur Entstehung der Evangelien bei den chronologisch behandelten altkirchlichen Autoren belassen, so dass diese Mitteilungen seltsam verstreut erscheinen. Warum bestand noch knapp dreihundert Jahre nach Jesu Tod für eine Zusammenfassung der Einzelnachrichten zu einer thematisch geschlossenen Geschichte der Entstehung der Evangelien kein Bedarf?



16.Welcher anonyme Gemeindetheologe, der sich in seinem Evangelium als antiker Historiker vorstellt, hätte am Ende des ersten Jahrhunderts, als er seit der Zeitenwende alles historisch bedeutsam Gewordene überblicken und gewichten konnte, beschließen können, die Apostelgeschichte ausgerechnet vor der neronischen Christenverfolgung, vor dem Tod von Petrus und Paulus, vor der Zerstörung des Jerusalemer Tempels und damit vor der Auflösung des jüdischen Staates abzubrechen? Warum konnte der Mann unter dem Pseudonym „Lukas“ aus einer zeitlichen Distanz von rund dreißig Jahren die Bedeutung dieser religionspolitischen Ereignisse nicht erkennen, ebenso wenig wie die der apostolischen Privat- und Gemeindebriefe, die ebenso lange vorliegen? Warum hat dieser „Lukas“ über die drei Säulen der Jerusalemer Urkirche Petrus, Johannes Zebedäus und dem Herrenbruder Jakobus in den Jahren nach dem Jerusalemer Apostelkonzil 48 kein Wort mehr?



17.Warum findet sich in der Apostelgeschichte nicht der kleinste Hinweis auf die Paulusbriefe? Warum lesen wir in diesem Geschichtswerk nicht den leisesten Hinweis auf die paulinische Rechtfertigungslehre. Warum begegnen wir diesem Resonanzmangel auch in den Evangelien? Angesichts ihrer angeblich späten Entstehung und ihrer frei aus dem Alten Testament herausgesponnenen Inhalte müsste man doch zu ihrer Begründung entsprechendes Lehrmaterial aus dem Munde Jesu erwarten können. Warum hat Lukas auch auf keinen einzigen der katholischen Briefe Bezug genommen?



18.Warum differieren Paulusbriefe und Apostelgeschichte in verschiedenen Details zur Person des Apostels Paulus? Warum erweckt letzterer in den selbstbiographischen Passagen seiner Briefe den Eindruck, Richtigstellungen und Erweiterungen gegenüber der Apostelgeschichte vornehmen zu müssen? Wie kann Paulus im Brief von eigener Hand an die Galater (1,16-20) Sachaussagen vom Anfang der Apostelgeschichte (9,23-30) ergänzen und korrigieren, wenn diese angeblich erst an die fünfundzwanzig Jahre nach seinem Tod (62/63) geschrieben worden ist? Wie kommt es, dass die Acta Apostolorum, die erklärtermaßen vorgeben, die Taten aller Apostel zu behandeln, zu den Taten der meisten von ihnen schweigen? Von den elf Namen der Apostelliste in der Apostelgeschichte (1,13) stehen nur anfänglich die Apostel Petrus und Johannes im Mittelpunkt der Darstellung. Insgesamt erfahren wir nur wenig über Philippus, Notwendigstes über den Tod von Jakobus Zebedäus, aber nichts mehr über Andreas, Thomas, Bartholomäus, Matthäus, Jakobus, dem Sohn des Alphäus, Simon den Zeloten und Judas, den des Jakobus. Ist das die Art eines Kirchenhistorikers, der unter einem Pseudepigraph den geplanten Umfang seines Vorhabens ankündigt, aber nicht verwirklicht, obwohl er nach der Tempelzerstörung Zeit genug gehabt hätte? Er hätte auch genügend Zeit gehabt, auf die bereits im Gebrauch der anonymen Synoptiker befindlichen Quelle Q mit ihrem Lehrmaterial ohne Passionsberichte hinzuweisen, auch auf das mündlich im Umlauf befindliche reichhaltige Jesusmaterial, das sich angeblich noch gegen Ende des laufenden Jahrhunderts zur Verschriftung angeboten hat, sowie auf die nachweislich an verschiedene Gemeinden gerichteten Paulusriefe und sogar auf die sog. katholischen Briefe – alles Schriften, die Taten der Apostel darstellten, denen der Verfasser der Apostelgeschichte, der sich als Historiker versteht, im Rückblick aus der Zeitebene 85-90 nicht hätte ausweichen können?



19.Warum wurden die Jünger Jesu nach dessen Kreuzigung verfolgt, wenn sie nicht für ihren als Gottes Sohn erlebten Jesus Christus mündlich und schriftlich öffentlich Zeugnis abgelegt hätten? Dessen unrelativierbare göttliche Botschaft, an der die römisch-katholische Kirche unter Leitung des Heiligen Geistes trotz aller modernistischen Widerstände unverbrüchlich festhält, haben die Apostel und Apostelschüler unter Zeitdruck und Einsatz ihres Lebens der Nachwelt überliefert und fast ausnahmslos mit dem Verlust ihres Lebens beglaubigt. Nach der Tradition der Kirche sind alle apostolischen Zeugen, Johannes Zebedäus wohl eingeschlossen, eines frühen, gewaltsamen Todes gestorben: Petrus, Andreas, Jakobus Alphäus, Philippus, Simon Zelotes und Bartholomäus sind gekreuzigt worden, Judas Thaddäus wurde von Pfeilen durchbohrt, der Herrenbruder Jakobus wurde gesteinigt, Thomas vom Speer durchstoßen und Jakobus Zebedäus, Matthäus und Paulus wurden durch das Schwert hingerichtet (vgl. Josh McDowell, He walked among us, 1993/Jesus von Nazareth, 1995, S. 225).



20.Warum konnte das, was fester Bestand der Christenheit vom ersten bis ins 19. Jahrhundert gewesen ist, in den letzten 200 Jahren im Malstrom der Modernisten verloren gehen, was selbst Martin Luther mit seinem Sola-scriptura-Prinzip nicht in Frage gestellt hatte: Nämlich den bibelwissenschaftlichen Konsens über die frühe, apostolische Herkunft des Neuen Testaments vor der Tempelzerstörung 70 n.Chr., als Zeugnis von Augen- und Ohrenzeugen der Worte und Taten Jesu Christi, verschriftet im viergestaltigen Evangelium durch Evangelisten aus dem Zwölferkreis und dessen Umfeld. sowie in weiteren 16 kanonisierten Schriften. Schon wenige Jahre nach 70 musste allen Überlebenden der neronischen Christenverfolgung klar sein, dass alle diese Schriften spätestens mit der Geheimen Offenbarung des Johannes noch vor 70 ihren Abschluss gefunden haben mussten, denn auch die Untergangsprophetien der Geheimen Offenbarung des Johannes mit ihren Nähebezügen zu einer baldigen Katastrophe deuteten auf nichts anderes hin, als auf die bevorstehende Tempelzerstörung 70 mit dem Ende des Tempelkultes, mit einer Million von Kriegstoten und die Zerstreuung des jüdischen Volkes in alle Welt!



Diese zwanzig Fragenkomplexe sind unter der Bedingung einer an protestantischen Schreibtischen interessensgesteuerten, deistisch-scheinlogisch erschlossenen Spätdatierung nicht beantwortbar. Doch die Fragen zur Entstehung der neutestamentlichen Schriften brauchen nicht unbeantwortet bleiben. Vielmehr sind sie unter der Bedingung der Frühdatierung und der Annahme einer komplex-vernetzten Verschriftung in den Jahren zwischen 43 und 68 n.Chr. beantwortbar, denn sie halten auch durch ihren jüdisch-theologischen Hintergrund die notwendigen Informationen bereit. Noch einmal: Vor allem die vier Evangelien fallen durch einen messianisch-jüdischen Bezugsrahmen auf, der nur unter den religionspolitischen Bedingungen in Israel vor der Zerstörung des Tempels 70 n.Chr. denkbar ist. Aber er wäre undenkbar nach der Katastrophe der Tempelzerstörung in einer weitgehend zerstörten Stadt, ohne Tempelkult mit seinem ganzjährigen Festkalender, ohne die mehr als einer Million Kriegsopfer, ohne die in alle Winde zerstreute jüdische Restbevölkerung mit Rückkehrverbot und ohne die Millionen von gesetzestreuen Pilgern, die alljährlich zu den Tempelfesten geströmt waren, die aber nach 70 von den Römern durch Betretungsverbote abgehalten wurden.



Schluss: Der „Synodale Weg“ der DBK kann mit seinem bisherigen antikatholischen Reformprogramm nur in der Häresie enden, wenn er sich in Missachtung des „Wortes Gottes in menschlicher Sprache“ in Kernfragen außerhalb des Lehramts der Kirche bewegt und damit einer weiteren Kirchenspaltung Vorschub leistet. Das heißt: Die vom „Synodalen Weg“ missachtete päpstliche Forderung nach Neuevangelisierung und Rekatholisierung in den „Ländern der Reformation“ ist die Forderung der Stunde. Das bisher auf dem Synodalen Weg Gedachte, Gesagte und Geschriebene ist im Hinblick auf eine lehramtsgetreue Reform der römisch-katholischen Kirche nichts anderes als Makulatur.

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Schluss!!

Der gegenwärtige Dissens zwischen der römisch-katholischen Kirche Roms und dem Synodalen Weg in Deutschland beruht auf den unterschiedlichen bibelwissenschaftlichen Ansätzen. Gemäß dem Lehramt der römisch-katholischen Kirche, zuletzt verbindlich dargelegt in der Konzilskonstitution Dei Verbum zur göttlichen Offenbarung (1965), geht das römische Lehramt nach wie vor von der tradierten Frühdatierung der kanonisierten neutestamentlichen Schriften aus. Demnach erfolgte die Verschriftung von Gottes Wort in menschlicher Sprache (Dei Verbum) bald nach Tod und Auferstehung Jesu 30 n.Chr. und fand den Abschluss vor der Tempelzerstörung 70 n.Chr. Selbst die Apokalypse des Johannes wird mittlerweile aus guten Gründen aus ihr selbst vor der Tempelzerstörung datiert. Der Synodale Weg hingegen hält sich in seinem Reformprogramm, wie aus dem Begleitmaterial hervorgeht, an die Vertreter der Spätdatierung aus der deistisch-protestantischen Leben-Jesu-Forschung, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts wegen Jesu Tempelprophetien behaupten, dass die Evangelien und weitere 16 der 27 Schriften des Neuen Testaments erst nach der Tempelzerstörung, also ex eventu verschriftet worden seien, weil kein Mensch prophezeien könne, auch Jesus nicht! Nur 7 Paulusbriefe, davon 5 mit der von Luther falsch adaptierten Rechtfertigungslehre, seien schon vor 70 entstanden. Den protestantischen Leben-Jesu-Forschern geht es seit der Aufklärung darum, mittels der Spätdatierung die Historizität der authentischen apostolischen Verfasser der Evangelien Matthäus, Markus, Lukas und Johannes in Zweifel zu ziehen und damit Jesu Lehre unter anderem über die Heilsnotwendigkeit guter Werke zugunsten der Sola-gratia-Lehre Martin Luthers so stark zu beschädigen, dass das Fundament der römisch-katholischen Kirche zumindest medial ins Wanken gebracht werden kann.
Da es nach Jürgen Habermas keine absolute Wahrheit gibt, ergibt sich die jeweilige Wahrheit aus dem Interesse dessen, der die sie sucht. Auf dem gegenwärtigen Synodalen Weg bestimmt also das Reforminteresse der Synodalen mehrheitlich die Vorstellung von Wahrheit. Demgemäß bedient sich der Synodale Weg entgegen dem Lehramt der Kirche der Hypothese von der Spätdatierung aus der deistisch-protestantischen Leben-Jesu-Forschung, der zufolge die vier Evangelien nicht das Wort Gottes in menschlicher Sprache repräsentierten, sondern lediglich jederzeit relativierbare Menschenworte, die keinem Reformprogramm des Synodalen Weges entgegenstehen können.
Dem entsprechend gehen Spätdatierer bezüglich der vier Evangelien von folgenden Prämissen aus: Erst in nachapostolischer Zeit zwischen 70 und 100 n.Chr. sei mündlich umherirrendes, bereits verändertes Jesusmaterial von unbekannten Verfassern unter falschem Namen, zu unbekannten Zeiten, in unbekannten Gemeinden, unabhängig voneinander gesammelt, geordnet, erweitert, zum Teil aus dem Alten Testament herausgesponnen, mythologisch überformt, an den Zeitgeist angepasst und endlich zu den vier Evangelien verschriftet worden, alles geschrieben von hellenistisch beeinflussten Gemeindetheologen, die niemand gesehen und gekannt hat und die, von Juden und Heiden unreflektiert, wie aus dem Nichts aufgetreten und wieder spurlos im Dunkel der Geschichte verschwunden sind.
Was in den Ohren jedes vernunftbegabten Menschen absolut unwahrscheinlich klingt, ist es auch! Berechnet man nämlich die mathematische Wahrscheinlichkeit des gleichzeitigen Eintreffens all dieser Faktoren zwischen den Jahren 70 und 100, so erhält man einen groben Wert von 1:1000000000 (in Worten: eins zu 1 Milliarde) Das heißt: Wenn die Spätdatierung der Evangelien nur zu einem Milliardstel richtig sein kann, muss auch aus historisch-kritischer Sicht die konfessionsideologische Hypothese von der Spätdatierung falsch sein und damit alles, was aus ihr abgeleitet oder in ihr begründet wird - auch die scheinkatholische Reformideologie des Synodalen Weges. Zu jeder „Beweisführung“, welche auf die Spätdatierung abzielt, gibt es mindestens ebenso überzeugende Erklärungsalternativen, die für eine relativ frühe Verschriftung der Evangelien sprechen und damit, ihrer alten Tradition gemäß, eine weit höhere Glaubwürdigkeit beanspruchen dürfen. Mehr noch! Die Richtigkeit der Frühdatierung beweist sich aus sich selbst, denn die Lösung des sog. synoptischen Problems ist auf ihrer Basis so verblüffend einfach, wie es sich die einseitig fixierten historisch-kritischen Theologen und ihre Sprachrohre nicht im Traum vorstellen können. Dabei hätte es doch noch dem Dümmsten unter ihnen auffallen müssen, dass sie auf der Grundlage ihrer landauf und landab vertretenen Spätdatierung die von mir formulierten 21 Fragenkomplexe nicht beantworten können:

Der Münchner Philosophieprofessor Henry Deku (1909-1993) hat in den 60er Jahren einmal in einer Vorlesung in Richtung protestantischer Bibelkritik bemerkt: „Das Christentum ist eine Erfahrungsreligion – und Erfahrungsreligionen kritisiert man nicht!“ Als zum römisch-katholischen Glauben konvertierter und mit der Buchreligion seines Volkes bestens vertrauter Jude wusste er, wovon sprach: Er sprach von der Möglichkeit der erlebnishaften Erfahrung des Heiligen in der persönlichen Begegnung mit der Vollkommenheit des Dreieinigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Mit solchen Begegnungen überrascht Gott nicht selten Menschen, die sie am wenigsten erwarten.

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Fortsetzung III

Katholikenzahlen steigen weltweit - in Deutschland sinken sie

Den größten Zuwachs an Katholiken auf allen Ebenen hat erneut Afrika zu verzeichnen. In Deutschland gab es 2022 lediglich besonders viele Trauungen.
Die Zahl der Katholiken weltweit ist auf 1,39 Milliarden angestiegen. Weltweit betrachtet gibt es den größten Zuwachs an Katholiken in Afrika.
05.04.2024, 14:00 Uhr Meldung
Die Zahl der Katholiken weltweit wächst weiter. Wie aus der am Donnerstag vom Vatikanverlag „LEV“ veröffentlichten Jahreskirchenstatistik hervorgeht, ist sie im Jahr 2022 auf 1,39 Milliarden angestiegen. Das ist ein Plus um ein Prozent im Vergleich zu 2021. In Deutschland sinken die Zahlen stetig weiter - von wenigen Ausnahmen abgesehen. In deutschen katholischen Bistümern ging die Zahl der Katholiken im Jahr 2022 um 708.000 gegenüber dem Vorjahr zurück. Im Jahr 2022 waren in Deutschland mehr als 520.000 Menschen aus der Kirche ausgetreten. Leicht steigende Zahlen gab es - wegen der Einschränkungen der aufgrund der kirchlichen Corona-Maßnahmen in den Vorjahren - im Jahr 2022 bei Taufen und Erstkommunionen zu verzeichnen.
Konkret wurde 2022 155.173 Menschen durch die Taufe in die katholische Kirche aufgenommen, darunter 1.648 Erwachsene. 110.942 Jugendliche wurden gefirmt. Und es gab 162.506 Kommunionkinder. Ein Vergleich mit 1990 zeigt dennoch einen insgesamt einen gewaltigen Einschnitt. Damals zählte Deutschland noch rund 270.000 Erstkommunionen, rund 200.000 Firmungen und 300.000 Taufen. Ein besonders große Plus hatte die Kirche in Deutschland bei Trauungen zu vermelden: 2022 waren es 35.476. Das waren 15.336 mehr als im Vorjahr.
Weltweit betrachtet gibt es den größten Zuwachs an Katholiken in Afrika. Dort wuchs die Zahl der Katholiken um drei Prozentpunkte auf 273 Millionen Menschen. Statistisch betrachtet kommt damit jeder fünfte Katholik der Welt aus Afrika. In Europa stagniert die Katholikenzahl bei 286 Millionen. Ein Plus haben auch Amerika mit 0,9 Prozent und Asien mit 0,6 Prozent zu verzeichnen.
Im Gegensatz zur gestiegenen Katholikenzahl ist die Zahl von Priestern weltweit weiter minimal gesunken. Sie ging um 0,03 Prozent auf 407.730 zurück. Damit setzte sich der leichte Abwärtstrend seit 2012 fort. Nur in Afrika wuchs die Zahl der Priester um 3,2 Prozent, ebenso in Asien um 1,6 Prozent. In Nord- und Lateinamerika waren 2022 in etwa so viele Priester wie 2021 im Einsatz. Am stärksten war der Rückgang mit 1,7 Prozent in Europa, wo es absolut gesehen noch immer die meisten Priester gibt. In Deutschland sank die Zahl der Priester gegen 2021 um 2,4 Prozentpunkte. Zum Vergleich: Zum Vergleich: 2005 gab es in Deutschland noch rund 16 000 Priester, 2022 waren es knapp 12 000. Die Ständigen Diakone haben seit dem Jahr 2000 dagegen einen Anstieg um 600 zu verzeichnen.
Auch Priesterseminare melden weltweit einen Rückgang: 2022 wurden 108.481 Männer zu Priestern ausgebildet — 1,3 Prozent weniger als 2021. Wieder ist Europa mit minus sechs Prozent das Schlusslicht, während Afrika die meisten Priesteramtskandidaten zählt. Hier stieg die Zahl 34.541. Weltweit besuchte fast jeder dritte Priesteramtskandidat ein Seminar in Afrika.
Ein Rückgang melden auch die Klöster: Die Zahl der Ordensleute ging 2022 um weitere 1,6 Prozent auf 599.228 zurück. Auch hier mit einem Unterschied zwischen Europa und Afrika, das 1,7 Prozent mehr Ordensangehörige verzeichnete, während die Zahl in Europa um 3,5 Prozent gesunken ist. Weitere Rückgänge gibt es in Süd- und Mittelamerika (minus 2,5 Prozent), Nordamerika (minus 3,0 Prozent) und Ozeanien (minus 3,6 Prozent). In Südostasien stieg die Zahl der Ordensleute leicht um 0,1 Prozent. P. Karl Wallner: Afrika ist ein Zukunftskontinent der Christenheit

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Fortsetzung
MISSBRAUCH II

Missbrauch ist ein Phänomen der gesamten Gesellschaft. Von 1995-2010 hat es in Deutschland 210000 polizeilich erfasste Fälle von Kindesmissbrauch gegeben. Insgesamt zählt man in unserem Land 10000 Missbrauchsfälle pro Jahr. Die Kriminalstatistik weist für 1980 13000 Fälle, für 2008 15000 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern aus. Im Jahre 2012 wurden 12623 angezeigte Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern unter 14 Jahren verzeichnet. Die Kriminalstatistik für 2017 spricht für dieses Jahr von 13500 Opfern sexueller Gewalt. Im Jahr 2020 sind 80000 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung zur Anzeige gebracht worden. Im Raum der katholischen Kirche haben sich in 68 Jahren angeblich 3677 Fälle ereignet, 54 Fälle pro Jahr. Jeder einzelne Fall ist abscheulich und hätte nicht geschehen dürfen. Betroffen sind Priester, Diakone und Laienmitar-beiter, letztere zu einem Drittel. Die lange Zeitspanne, welche die Bischöfe für ihre „Aufarbeitung“ gewählt hatten, ermöglichte die hohe Zahl von Fällen, auf die sich die Feinde der Kirche sogleich und dauerhaft stürzten. Bei kürzeren Zeiträumen sieht die Lage anders aus. Nach dem „Spiegel“ sind in den 15 Jahren von 1995-2010 in 24 deutschen Bistümern 94 Kleriker und Laienmitarbeiter des Missbrauchs beschuldigt worden. Von den Verdächtigten seien 30 strafrechtlich verurteilt worden. Die meisten Fälle waren verjährt. Das heißt: 99,5 Prozent der Fälle sexuellen Missbrauchs finden nicht im Raum der Kirche statt. Die häufigsten Tätergruppen sind bekannte männliche Personen und männliche Familienangehörige. Die meisten Fälle ereignen sich in der Familie, etwa 80 Prozent, neunzehn Prozent in Institutionen wie Sportvereinen. Nach einer Forschung im Bereich des Sports haben 37 Prozent der deutschen Spitzenathleten als Kind oder Jugendlicher eine Form der sexuellen Gewalt erfahren. In der Landesärztekammer Hessen gibt es eine Ombudsstelle für Fälle von Missbrauch in ärztlichen Behandlungen. In den USA sind 5 bis 7 Prozent der Lehrer in sexuellen Missbrauch verwickelt....
Der Begriff des Missbrauchs wurde sehr weit gefasst. Direkte sexuelle Delikte und indirekte Handlungen wie etwa Exhibitionismus oder die Anfertigung voyeuristischer Bilder wurden zusammengefasst. Manche führen als Missbrauch die unangemessene Berührung über der Kleidung außerhalb der Geschlechtsorgane an. Sie ist nicht strafbar. Man kann sie nicht genauso bewerten wie Vergewaltigungen. Vor allem zu Lasten der katholischen Kirche wurden Zärtlichkeiten, die aus Sympathie und Wohlwollen hervorgehen, als sexuelle Annäherung ausgegeben. Körperliche und sexuelle Gewalt wurden zusammengezählt bei der Untersuchung von Missgriffen mit harmlosen Körperberührungen, um aus der so erhöhten Zahl an Missbrauchsfällen Kirchenreformpläne gegen das Lehramt der römisch-katholischen Kirche durchzusetzen - so geschehen auf dem Synodalen Weg!
(nach Prälat Georg May)

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Werte Kommentatoren!
Ich teile Ihre Empörung über den Berliner Bischof Koch und seine hirnlose Aussage zur AfD, aber nicht Ihre eigenen, verantwortungslosen, weil in der Sache ahnungslosen und daher ungerechtfertigten Tiraden gegen die römisch-katholische Kirche mit ihren 1,3 Milliarden Gläubigen weltweit.
Daher ersuche ich Sie, folgende Fakten zur Kenntnis zu nehmen, andernfalls machen Sie sich mitschuldig am Missbrauch des Begriffs Missbrauch!

Die Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche von 1946-2014, die die deutschen Bischöfe im Rahmen ihrer Herbstvollversammlung 2018 in Fulda vorgestellt haben und die jetzt maßgeblicher Wegweiser der in Frankfurt versammelten Synodalen zu sein scheint, hat der bekannte Prof. Dr. Manfred Lütz sehr kritisch gesehen: Die Missbrauchsstudie sei "mangelhaft und kontraproduktiv": Vermutungen, Raunen, mangelnde Belege ersetzen Fakten! Wer seine Analyse im Internet liest, kommt zu dem Schluss: Die Missbrauchsstudie ist wissenschaftlich ungenügend, weil sie den wahren Sachverhalt des Missbrauchs nicht vermittelt. Bischof Voderholzer hat sich zum Auftakt der Synode am 30. Januar in Frankfurt in Quintessenz ebenso geäußert!

In Frage stehen die zwei in der Studie skandalisierten Zahlen: die Opferzahl von 3677 Kindern und Jugendlichen und die Täterzahl von 1670 Klerikern. Nach Prof. Lütz sind diese zwei Zahlen das Ergebnis einer interessensgeleiteten Zielsetzung der Erhebung, mit dem Ziel, jene Reformen in der katholischen Kirche durchzusetzen, die bereits 2010 in der Herbstkonferenz der Bischöfe in Fulda beschlossen worden sind. Deren Umsetzung ist bisher an der Tatsache gescheitert, dass die Vorhaben der Lehre und Tradition der katholischen Kirche weitgehend widersprechen. Daher konnte das Interesse der DBK an der Studie 1946-2014 weniger in deren wissenschaftlicher Wahrheit als in einem kirchenpolitisch verwertbaren Ergebnis liegen.

Dieses Ergebnis liegt nun nach Prof. Lütz in Form einer „wissenschaftlichen Katastrophe“ vor.

1. Unangemessene Körperberührungen, die sich kirchenrechtlich vielleicht verbieten, die aber nicht strafbar sind, bildeten mit 29,5 Prozent die größte Gruppe von „mindestens 3677 Missbrauchshandlungen. Solche strafrechtlich nicht relevanten Körperberührungen (nicht an den primären oder sekundären Geschlechtsmerkmalen) sind mit gleichem Gewicht in diese Gesamtsumme der Missbrauchsfälle eingegangen, wie z.B. jede Form von Vergewaltigung. Das verkleinert dementsprechend auch die genannte Zahl der 1670 beschuldigten Kleriker. Ebenso wenig fanden unbewiesene Anschuldigungen, Freisprüche, bereits abgeschlossene Strafverfahren, beschuldigte, aber verstorbene Kleriker die ihnen gemäße wissenschaftliche Behandlung!

2. Das vorherrschende Interesse zeigt sich darin, dass so gut wie alle Anträge auf Entschädigung genehmigt wurden. Es gibt nur vier Prozent Ablehnungen. Bei 23 Prozent der Antragsteller hat man Hinweise in den Personalakten gefunden, aber bei 50 Prozent (!) zahlte man ohne jeden Aktenhinweis, man zahlte wegen der „Glaubwürdigkeit des Antragstellers .. oder aus caritativen Erwägungen“. Dementsprechend kann fälschlicherweise von „Anträge(n)“ und damit entsprechenden „Missbrauchsfälle(n)“ die Rede sein. Schon bei Beginn dieser Aktion gab es sichere Hinweise auf Falschbeschuldigungen, bis ein solcher Fall mit der evidenten Falschbeschuldigung des verstorbenen Bischofs von Hildesheim Janssen auch öffentlich nachgewiesen wurde.

3. Zur „Missbrauchs-Realität“ in der katholischen Kirche und ihrer Priester eine Stellungnahme aus berechtigtem Munde mit entsprechender Mahnung: „Büßerrolle ablegen“! Unter dieser Überschrift berichtet der ehemalige Staatsanwalt und Richter i.R. am Landgerichtsbezirk Traunstein, einem mit 800.000 Einwohnern größten Bezirke in Bayern, Dr. Walter Möbius, in einem Leserbrief in der Münchner Kirchenzeitung vom 26.1.2020 von seinen langjährigen Erfahrungen als ausschließlicher Dezernent für sexuellen Missbrauch von Jugendlichen:

„Hunderte derartiger Verfahren hatte ich als Staatsanwalt und Richter strafrechtlich zu bearbeiten. In mehr als 90 Prozent aller Verfahren stand der Täter im Nahbereich des Opfers. Also Vater, Stiefvater, Opa, Bruder, Onkel, Cousin oder sonstiger Verwandter oder Verschwägerter des Opfers. In vier Fällen waren die Täter Lehrer an einer öffentlichen Schule, die sich an Schülerinnen vergingen. In keinem einzigen Verfahren war der Täter ein katholischer Priester, obgleich in der Zeit meiner strafrechtlichen Tätigkeit hunderte Priester und Patres der verschiedensten Orden in diesem Landgerichtsbezirk priesterlichen Dienst mit Kontakt zu Jugendlichen verrichteten und ein Fehlverhalten eines Priesters gegenüber Jugendlichen längst keinem gesellschaftlichen Tabubereich mehr unterlag. Die katholische Kirche täte gut daran, ihre durch nichts gerechtfertigte diesbezügliche Büßerrolle abzulegen, die ihr lediglich von antiklerikalen Kreisen aufgezwungen wird. Damit soll nicht in Abrede gestellt werden, dass es sexuellen Missbrauch von Jugendlichen durch katholische Priester gegeben hat – und wohl auch geben wird. Denn selbst unter Priestern wird es Personen geben, die die Würde des Menschen und das sexuelle Selbstbestimmungsrecht von Jugendlichen missachten. Solche Personen unverzüglich anzuzeigen und nach rechtskräftiger Verurteilung aus dem Priesterstand auszuschließen, muss die Kirche bemüht sein. Der Satz „Tu es sacerdos in aeternum“ (Du bist Priester auf ewig) hatte und hat kirchenrechtlich keinerlei Berechtigung. Die katholische Kirche sollte vielmehr stolz sein auf ihre im höchsten Maße weithin integren Priester, so wie ich als gläubiger Christ darauf stolz bin. Der sexuelle Missbrauch von Jugendlichen hat reinweg gar nichts mit dem Zölibat eines Priesters zu tun, wie die Lebensweise der Vielzahl von Straftätern belegt, die ich als Staatsanwalt angeklagt und als Strafrichter wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt habe“ (Ende des Zitats).

Fazit: Was da alles in der bischöflichen „Missbrauchsstudie“ zwischen 1946 und 2014 in den Bistümern Deutschlands neben den rund 30% Berührungsfällen mitgezählt und bis jetzt bewusst nicht verifiziert wurde, sondern man sich durch Flucht in Dunkelziffern, ins Raunen und Verdächtigen und in den beliebten Vertuschungsvorwurf vor der Ergebnisblamage zu retten versuchte, ist der eigentliche Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche Deutschlands und an Scheinheiligkeit gegenüber den jährlich etwa 200.000 Missbrauchsopfern unter vornehmlich Knaben, die in nichtkatholischen öffentlichen und privaten Sozialisationsfeldern unserer Gesellschaft „vorkommen“, ohne dass ein Hahn nach ihnen kräht!

Gravatar: AchtetDasGrungesetz

Ich warne den Bischof Heiner Koch vor Einführung eines Kommunistischen Staats!!! = EU!!!
Altiero Spinelli und Genossen werden die Kirche nieder treten!!!

Gravatar: E. Rueckert

Ein Oberer der Franziskaner bekennt sich offen als schwul. Ein Bischof entdeckt vielleicht demnächst, dass er eine Frau sei. Tolles Ding: Dann wäre auch das Frauenpriestertum so um die Ecke durch. Wann findet sich ein erster Mutiger?
Woke sind sie fast alle. Die neue Kirche wird wie unsere Demokratie täglich neu im Reagenzglas synthetisiert.
In Priesterseminaren wird verkündet, dass Jesus nicht körperlich auferstanden sei. Sein natürlicher Vater sei Josef usw. Damit liegt die Lehre von der Trinität im Müll. Wen kümmert es? Welchen Bischof kümmert noch das Schicksal seiner ihm ursprünglich anvertrauten Schafe? Sie machen inzwischen jeden Schwenk des Staates klaglos mit.
Hilft da noch ein Exorzismus?
Inzwischen vertreten die christlichen Kirchen eine Theorie von der Konvergenz der Religionen: Islam und Christentum wanderten auf immer engeren Wegen zu Allah. Ein Chrislam liege in der Krippe. Schon morgen weilten wir alle im Haus des Friedens. Allah ist größer! Nein, es kommt anders: Gott richtet! Die große Bedrängnis stürzt wie ein Woge über uns. Demnächst in diesem Theater.

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